Description
Summary:In Zeiten der globalen Vernetzung ergreifen Indigene die Möglichkeiten, die ihnen Film und Fernsehen, sowie das Internet bieten, um das Bild von sich und ihren Bedürfnissen selbst zu gestalten. Diese Medien bieten ihnen Raum sich zu präsentieren und sich innerhalb des Kommunikationsnetzwerkes zu positionieren. Mit dieser Arbeit wurde ein Instrumentarium entwickelt, dass die Möglichkeit bietet Filme von Indigenen als Quelltexte der Repräsentation von Selbst- und Fremdbildern für die Kultur- und Sozialanthropologie analysierbar zu machen. Für die Analyse wurden sozialtheoretische Theorien, wie die praxeologische Betrachtung von Pierre Bourdieu und Reinhard Sieders „alltagsweltliches Handeln“ mit Konzepten von Selbst- und Fremdbildern, verbunden, um soziale Wirklichkeiten erklärbar zu machen. Da es sich bei den Untersuchungs-gegenständen um audiovisuelle Repräsentationen handelt, wurde das sozialtheoretische Konstrukt, um die Methode der Filmanalyse und der Semiologie erweitert um die dramaturgische und formale Ebene des Filmes mit der Inhaltlichen in Verbindung bringen zu können. Anhand dreier Filmbeispiele, die von Indigenen über ihre Gesellschaft und deren Begegnungen mit Non-Natives gemacht wurden, werden im praktischen Teil dieser Arbeit, die jeweiligen Selbst- und Fremdbilder, sowie die Intention der Filmemacher herausgearbeitet. Bei den erwähnten Praxisbeispielen handelt es sich um den australischen Film „My Survival as an Aboriginal“ (1976) von Essie Coffey, den kanadischen Film „Nipi (Voice)“ (1999) von Zacharias Kunuk und der brasilianischen Produktion „Pirinop, my first contact“ (2007) von Mari Correa und Karané Ikpeng. Die ersten beiden Filme wurden ausschließlich von Personen, die aus der Gesellschaft stammen über die sie berichten produziert, nur „Pirinop, my first contact“ ist eine Koproduktion eines Ikpeng mit der Leiterin des Videoworkshops „Video nas Aldeias“, einer Organisation, die in den Dörfern des Amazonas Videoworkshops abhält. Durch die Analyse des Textes in Kombination mit den audiovisuellen Elementen des Filmes, kommen Qualitäten hinzu, die aus dem reinen Text nicht gewonnen werden hätten können, wie z.B. Raum, Zeit, Emotion. Durch die formalen und dramaturgischen Elemente ist es möglich, dass Bild und Ton zueinander im Widerspruch stehen, sich gegenseitig um bestimmte Qualitäten ergänzen oder aber zwei voneinander unabhängige Aussagen tätigen, wodurch die gewonnenen Erkenntnisse über die kommunizierten Repräsentationen umfassender werden.