Karaoke statt Kultur : Die Schriftstellerin Dubravka Ugrešić kritisiert den postmodernen Kulturbetrieb

Die Kroatin Dubravka Ugrešić (geb. 1949) gehört zu den streitbarsten Schriftstellerinnen Europas. Sie arbeitete lange Zeit im Zagreber Institut für Literaturtheorie und beschäftigte sich vor allem mit der russischen Avantgarde. Während der Jugoslawienkriege kritisierte sie den blinden Nationalismus...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Schmid, Ulrich
Format: Journal/Newspaper
Language:English
German
Published: Neue Zürcher Zeitung 2012
Subjects:
Online Access:http://www.alexandria.unisg.ch/211687/
http://www.alexandria.unisg.ch/211687/1/2012_Schmid_NZZ_Ugresic.pdf
https://nzz.genios.de/document/NZZ__JDGBG/hitlist/0?all=
Description
Summary:Die Kroatin Dubravka Ugrešić (geb. 1949) gehört zu den streitbarsten Schriftstellerinnen Europas. Sie arbeitete lange Zeit im Zagreber Institut für Literaturtheorie und beschäftigte sich vor allem mit der russischen Avantgarde. Während der Jugoslawienkriege kritisierte sie den blinden Nationalismus auf allen Konfliktseiten und wurde in Kroatien als «Hexe» verschrien. 1993 emigrierte sie und lebt seither als freie Autorin in Amsterdam. In ihren neusten Essayband «Karaokekultur» hat sie viel Autobiografisches einfliessen lassen, so etwa ihre Indignation über Literaturfestivals, an denen es um alles, nur nicht um Literatur geht, oder über Kulturvermittler, die kaum den Namen der eingeladenen Künstler aussprechen können. Ebenfalls wehrt sie sich dagegen, immer in das Deutungsklischee der oppositionellen kroatischen Schriftstellerin gepresst zu werden. Selbst wenn sie einen Text über die Eiswüste am Nordpol schriebe, eilten die Rezensenten sofort mit Schlagwörtern wie Exil, Postkommunismus oder balkanischer Öko-Feminismus herbei.