Bewertung von Bestrebungen zum Schutz großer Beutegreifer durch betroffene Bevölkerungsgruppen am Beispiel des Luchses

Die Populationen und Verbreitungsgebiete großer Beutegreifer in Europa nehmen während der letzten Jahre stetig zu. Während dies von vielen Gesellschaftsmitgliedern als bedeutender Erfolg in Sachen Artenschutz und Erhöhung der Biodiversität betrachtet wird, führt das Auftreten der Tiere jedoch auch r...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Lüchtrath, Angela
Format: Doctoral or Postdoctoral Thesis
Language:German
Published: 2011
Subjects:
Online Access:https://freidok.uni-freiburg.de/data/8347
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:25-opus-83474
https://freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/8347
Description
Summary:Die Populationen und Verbreitungsgebiete großer Beutegreifer in Europa nehmen während der letzten Jahre stetig zu. Während dies von vielen Gesellschaftsmitgliedern als bedeutender Erfolg in Sachen Artenschutz und Erhöhung der Biodiversität betrachtet wird, führt das Auftreten der Tiere jedoch auch regelmäßig zu Konflikten zwischen Naturschutzvertretern und Befürwortern großer Beutegreifer einerseits sowie Jägern und Landwirten andererseits. Letztere befürchten persönliche Nachteile durch die Anwesenheit der Prädatoren. Die Regelung dieser Konflikte zählt zu den größten Herausforderungen für ein erfolgreiches Prädatorenmanagement. Sie erfordert jedoch das Verständnis sozialwissen¬schaftlicher Faktoren, welche, im Gegensatz zu wildbiologischen Fragestellungen, in der bisherigen Forschung zu Konflikten um große Beutegreifer wenig Berücksichtigung finden. Mit Methoden der qualitativen Sozialforschung untersucht die vorliegende Arbeit am Beispiel des Luchskonfliktes in Baden-Württemberg, wie sich die Sichtweisen der beiden betroffenen Bevölkerungsgruppen, Jäger und Landwirte, in Bezug auf die Rückkehr der Raubkatze konstituieren und begründen. Dafür wurden in verschiedenen Regionen Baden Württembergs Gruppendiskussionen mit Jägern und Landwirten zum Thema Luchs durchgeführt. Die Auswertung der Daten erfolgte mithilfe von Grounded Theory und dokumentarischer Methode. Zur Interpretation der Daten wurden Konflikt- und Interaktionstheorien hinzugezogen. Ergebnis der vorliegenden Arbeit ist, dass der Konflikt um den Luchs vordergründig nicht durch das Tier und dessen Verhalten begründet ist, sondern vielmehr durch die Interaktion der beteiligten Interessensgruppen in Bezug auf den Luchs. Die Interaktion der Akteure beeinflusst deren Haltung gegenüber der Rückkehr des Luchses und führt dazu, dass diesem eine symbolische Bedeutung beigemessen wird: seine An- oder Abwesenheit wird letztendlich als Zeichen dafür betrachtet, welcher Akteursgruppe es gelingt, die eigenen Interessen und Wertevorstellungen auf Kosten der anderen ...