Raumbedarf für multifunktionale Flusslandschaften : potentielle Synergien zwischen ökologischen Erfordernissen und den Bedürfnissen der Freizeit- und Erholungsnutzung

Durch zahlreiche menschliche Eingriffe an österreichischen Fließgewässern veränderte sich nicht nur deren ökologische Funktionalität massiv, sondern auch deren Nutzbarkeit als Erholungsraum. Durch das reduzierte Angebot an natürlichen Flüssen berührt die Freizeitnutzung häufig ökologisch sensible Be...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Chiari, Sybille
Format: Doctoral or Postdoctoral Thesis
Language:German
Published: 2010
Subjects:
Online Access:https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubbw:1-18550
Description
Summary:Durch zahlreiche menschliche Eingriffe an österreichischen Fließgewässern veränderte sich nicht nur deren ökologische Funktionalität massiv, sondern auch deren Nutzbarkeit als Erholungsraum. Durch das reduzierte Angebot an natürlichen Flüssen berührt die Freizeitnutzung häufig ökologisch sensible Bereiche. Auch restaurierte Flussabschnitte werden oft schnell von Erholungssuchenden in Anspruch genommen. Mit dem Ziel Konflikte zwischen menschlicher Nutzung und ökologischen Erfordernissen zu reduzieren, wurde in diesem Projekt der Frage nachgegangen, unter welchen räumlichen und strukturellen Gegebenheiten Flusslandschaften das größte multifunktionale Potential aufweisen. Ein weiterer Schwerpunkt wurde auf Nutzungsgewohnheiten und Präferenzen der Nutzerinnen gelegt. Im interdisziplinären Projektdesign kamen sozial- und planungswissenschaftliche Methoden zur Anwendung. So wurden Beobachtungen, qualitative Interviews mit NutzerInnen und ExpertInnen, standardisierte Befragungen und Revierkartierungen für ausgewählte ökologische Indikatorarten (Flussuferläufer, Flussregenpfeifer) an drei alpinen Flüssen (Enns, Drau, Lech) durchgeführt. Die Erreichbarkeit eines Flussraums kristallisierte sich, in Kombination mit dem Zugang zum Wasser und flachen Bereichen, als Voraussetzung für die Nutzbarkeit heraus. Insgesamt zeigten sich die NutzerInnen relativ tolerant gegenüber anderen NutzerInnen, ließen aber eine kritische Einstellung gegenüber Nutzungsbeschränkungen, gepaart mit einer eher geringen Sensibilität für ökologische Störungen erkennen. Naturräumlich heterogene Flussabschnitte wurden bevorzugt, wodurch es zu räumlichen Überschneidungen zwischen Erholungsnutzung und Habitaten der Indikatorarten kam. Ein großes Flächenangebot führte zur diffusen Verteilung der Nutzung. Ein limitiertes Flächenangebot begünstigte Nutzungskonzentrationen, was die räumliche Konkurrenz zwischen Erholungsfunktion und ökologischen Erfordernissen verstärkte. Es gibt einen Konsens darüber, dass Fließgewässern eine wichtige Erholungsfunktion zukommt, jedoch keine Kultur zum ökologisch- und sozialverträglichen Umgang mit diesem Bedürfnis. Um langfristig beiden Ansprüchen gerecht werden zu können, muss die multifunktionale Belastbarkeit von Flusslandschaften durch ein verbessertes Flächen- und Strukturangebot erhöht werden. In the past Austrian rivers faced a series of human impacts leading to a loss of ecological and social functionality. Due to the lack of usable river sites recreational use is likely to concentrate in ecologically sensitive or restored areas, resulting in management conflicts. Aiming at an integrated management approach combining both social and ecological aspects, the focus was set on spatial and structural prerequisites that enable multifunctionality in riverscapes as well as on recreational use patterns and preferences. Based on the two main aspects an interdisciplinary study design was developed. A multi-method approach was applied, including qualitative face-to-face interviews with recreationists and experts, a quanti-tative survey using a semi-standardised questionnaire, peak-day observations and mapping indicator species for riverside habitats (Common Sand-piper, Little Ringed Plover). The investigations were carried out at three alpine gravel bed rivers: River Enns, River Drau, River Lech. The results showed that access to the riverscape and to the water combined with the availability of shallow areas are crucial prerequisites for recreational use along rivers. Besides, users seemed to be rather tolerant regarding the presence of other users. Nevertheless, the majority of users disliked the idea of use restrictions and showed a rather low sensitivity concerning ecological disturbance, which points out the challenge of acceptable management measures. Furthermore the spatial analysis clarified users preference for heterogeneous, ecologically intact river stretches, leading to a overlap between recreational use and habitats of the indicator species. Along river stretches with a high availability of gravel banks recreational use proofed to be rather disperse. Where the spatial extension of rivers was more restricted, a concentration of use could be observed, leading to a more competitive situation between recreation and ecology. In conclusion, there seems to be a consensus on the recreational value of rivers but no code of practice to deal with this aspect satisfying ecological and social needs. An integrative river management approach seeking for long-term solutions should therefore aim to raise the capacity of rivers to fulfil several functions by giving back space and structural diversity to the rivers. Sybille Chiari Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers Zsfassung in engl. Sprache Wien, Univ. für Bodenkultur, Diss., 2010 OeBB (VLID)1931269