»Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Debatte«. Gesellschaftliche Differenzierung und das Integrationsparadox der Öffentlichkeit

Mölders M. »Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Debatte«. Gesellschaftliche Differenzierung und das Integrationsparadox der Öffentlichkeit. Zeitschrift für Theoretische Soziologie . 2022;11(1-2):132-144. Forderungen nach »gesamtgesellschaftlichen Debatten« sind ubiquitär. Dass es in der Gegenw...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Mölders, Marc
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:German
Published: Beltz Juventa 2022
Subjects:
Online Access:https://pub.uni-bielefeld.de/record/2969016
Description
Summary:Mölders M. »Wir brauchen eine gesamtgesellschaftliche Debatte«. Gesellschaftliche Differenzierung und das Integrationsparadox der Öffentlichkeit. Zeitschrift für Theoretische Soziologie . 2022;11(1-2):132-144. Forderungen nach »gesamtgesellschaftlichen Debatten« sind ubiquitär. Dass es in der Gegenwartsgesellschaft immer möglich ist, weitere Beteiligung zu fordern, hat übersehen lassen, wie viel mehr an Beteiligung im Vergleich zu nicht weit zurückliegenden Zeiten inzwischen möglich ist. Das Ideal einer gesamtgesellschaftlichen Debatte strebt soziale und nicht sachliche Allinklusion an bzw. wird argumentiert, dass sich das Sachliche nicht vom Sozialen trennen lässt (Denkstandort). In der Öffentlichkeitstheorie des Rechtsphilosophen René Marcics finden wir einen ideengeschichtlichen Vorläufer dieser Entwicklung. Seine Forderung lautete, dass in einem Rechtsstaat alle alle kontrollieren. Wem das institutionell verwehrt sei, müsse der Zugang über die Medien der öffentlichen Meinung eröffnet werden. Dies scheint im 21. Jahrhundert einerseits technisch möglich, andererseits ist längst bekannt, dass Partizipation kein rein technisch lösbares Problem ist. Schaut man sich aber konkrete Kontrollarchitekturen an, der Beitrag wählt dazu das Beispiel der Algorithmenregulierung, wird erneut ersichtlich, wie weit diese Infrastruktur nunmehr ausgebaut ist und dass das Anmahnen einer Berücksichtigung kultureller Differenzen sich bis ins Codieren niederschlägt. Obwohl Beteiligung sich ausweitet und sie regulatorische Unterschiede macht, ebbt der Ruf nach gesamtgesellschaftlichen Debatten nicht ab und nimmt Errungenes aus dem Blickfeld. Dies beschreibt der Beitrag als Integrationsparadox der Öffentlichkeit. Aus differenzierungstheoretischer Perspektive ist damit die Frage verknüpft, inwiefern kulturelle und andere Differenzierungen funktionale Differenzierung zu stören in der Lage sind. Der Beitrag erkennt ein solches Störpotential als Folge einer Gesellschaft, in der unhaltbar scheint, sich (öffentlich) gegen die Beteiligung ...