Gunnar Gunnarsson et le « roman du peuplement de l’Islande »

Im vorliegenden Aufsatz werden zwei historische Romane des isländischen Schriftstellers dänischer Sprache Gunnar Gunnarsson (1889-1975) untersucht, Eidbrüder (Edbrødre, erschienen 1918) und Erde (Jord, erschienen 1933). Trotz der Unterschiede in Stil und Geisteshaltung bilden die beiden Romane eine...

Full description

Bibliographic Details
Published in:Germanica
Main Author: Jónsson, Einar Már
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:French
Published: CeGes Université Charles-de-Gaulle Lille-III 1998
Subjects:
Online Access:https://doi.org/10.4000/germanica.1256
http://journals.openedition.org/germanica/1256
Description
Summary:Im vorliegenden Aufsatz werden zwei historische Romane des isländischen Schriftstellers dänischer Sprache Gunnar Gunnarsson (1889-1975) untersucht, Eidbrüder (Edbrødre, erschienen 1918) und Erde (Jord, erschienen 1933). Trotz der Unterschiede in Stil und Geisteshaltung bilden die beiden Romane eine Einheit und behandeln einen für die Geschichte Islands besonders wichtigen Zeitabschnitt: die Periode der Besiedlung zwischen 874 und 930. Der Autor beschreibt diese Bewegung nicht in ihrer Gesamtheit, sondern er interessiert sich vor allem für zwei Zeitabschnitte: Den Beginn, mit der Ansiedelung des ersten norwegischen Siedlers, den er in Eidbruder beschreibt, und das Ende, gekennzeichnet durch die Errichtung einer organisierten Gesellschaft, in der die Gesetzgebung in einem Parlament erfolgt, das er in Erde beschreibt. Zur Beleuchtung des geistigen Hintergrunds dieser beiden Romane werden im Artikel die 1911 publizierten Theorien des dänischen Historikers Kristian Erslev angeführt: dieser fordert darin die Autonomie der Geschichtsschreibung gegenüber der Geschichtswissenschaft und stellt den historischen Roman fast auf dieselbe Ebene wie die Geschichtsschreibung. Demnach ist der Verfasser historischer Romane in gewissen Bereichen im Vorteil gegenüber dem Historiker. Die beiden Romane Gunnar Gunnarssons entsprechen offensichtlich ganz den Theorien Erslevs, und die Stärke des Autors scheint hier die Berücksichtigung einer historischen Problematik zu sein, die der Historiker nicht beachten kann. Die Probleme, für die sich Gunnar Gunnarsson interessiert, wurden indirekt schon vom norwegischen Schriftsteller Hans E. Kinck 1916 behandelt, nämlich die Entwurzelung der norwegischen Siedler, die plötzlich das Land ihrer Ahnen verlassen müssen und ihre Verwurzelung in einem neuen Land. Gunnar Gunnarsson gibt in diesen beiden Romanen seine Antwort darauf: eine Auswanderungsbewegung ist nur durch das Zusammenspiel von Abenteuerlust und Bodenständigkeit möglich, beide personifiziert im ersten Roman durch die zwei Eidbrüder. ...