Infektiöse Hämatopoetische Nekrose (IHN)

Die IHN wurde erstmals beim Nerka- oder Rotlachs (Oncorhynchus nerka, Sockeye) und Königslachs (Oncorhynchus tshawytscha, Chinook) an der Westküste der USA beobachtet. Die virale Ätiologie wurde 1953 bzw. 1960 nachgewiesen. Als IHN-empfänglich gelten nach der EU-Richtlinie 2006/88/EG, Anhang IV (Ano...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Schlotfeldt, H.-J., Fichtner, Dieter, Bergmann, Sven Michael
Format: Book Part
Language:German
Published: 2013
Subjects:
Online Access:https://www.openagrar.de/receive/fimport_mods_00001741
Description
Summary:Die IHN wurde erstmals beim Nerka- oder Rotlachs (Oncorhynchus nerka, Sockeye) und Königslachs (Oncorhynchus tshawytscha, Chinook) an der Westküste der USA beobachtet. Die virale Ätiologie wurde 1953 bzw. 1960 nachgewiesen. Als IHN-empfänglich gelten nach der EU-Richtlinie 2006/88/EG, Anhang IV (Anonym, 2006): Keta-Lachs (Oncorhynchus keta), Silberlachs (O. kisutch), Japan-Lachs (O. masou), Regenbogenforelle (O. mykiss), Rotlachs (O. nerka), Biwa-Forelle (O. rhodurus), Königslachs (O. tshawytscha) und Atlantischer Lachs (Salmo salar). Bei dem Europäischen Aal (Anguilla anguilla) verursachte eine Variante des IHNV hohe Verluste in der Aquakultur. Die Bachforelle (Salmo trutta fario) gilt als IHN-widerstandsfähig, wenngleich nich völlig resistent. Der unkontrollierte Handel mit Besatzfischen führte zur Verschleppung der IHN quer über den nordamerikanischen Kontinent bis an die Ostküste. Der Handel mit infizierten Eiern verschleppte die IHN nach Zentral- und Südamerika, Japan (1968), China/Taiwan und Korea (in den 1980er Jahren) und schließlich 1987 nach Europa (Frankreich, Italien, sowie in Fern-Ost (Kamtschatka) - und im europäischen Russland (2000, 2004). Die IHN tritt heute sporadisch in Deutschland auf. Der Ausbruch der IHN wird beeinflusst durch das Alter der Fische und vor allem durch die Wassertemperatur sowie bei wechselwarmen Tieren entscheidenden Zusatzfaktoren wie Wasserqualität und Besatzdichte. Vorzugstemperatur ist der relativ enge Bereich von 10-13°C. Die Übertragung erfolgt horizontal, d.h. über das Medium Wasser, von Fisch zu Fisch, über Kot, Urin, infizierte Satzfische, blutsaugende Parasiten (Egel, Karpfenlaus u.a.) und über den Züchter selbst, z.B. mit nicht desinfizierten Gerätschaften. Die IHN verursacht wie die VHS erhebliche wirtschaftliche Schäden in der Salmoniden-Aquakultur. Hohe Verluste bis zu 80-100% sind nach 8-14 Tagen bei Dottersachbrut und frisch geschlüpfter Brut zu beobachten. Danach neigt die IHN zu einem chronischen Verlauf. Bei einjährigen Fischen beträgt die Verlustrate selten mehr als 10%. Mit zunehmendem Alter sinken Empfänglichkeit und Verlustraten deutlich ab. In Gegenden mit konstanter Wassertemperatur von > 16°C (z.B. Norditalien) verläuft die IHN inapparent. Die Fische sind aber Virusträger (carrier) und erkranken, sobald sie in Bereiche mit niedrigen Wassertemperaturen verbracht werden. Doppelinfektionen mit dem Virus der Infektösen Pankreasnekrose (IPN) kommen vor.