Ich möchte kein Eisbär sein: Warum der UN-Klimagipfel in Kopenhagen die Welt nicht gerettet hat

„Kopenhagen-Fiasko“, „Desaster Kopenhagen“, „Land unter in Kopenhagen“ – das waren die Schlagzeilen nach dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Zwei Wochen lang verhandelten in der dänischen Hauptstadt im Dezember letzten Jahres 193 Vertragsstaaten darüber, wie ein neues völkerrechtlich bindendes Klimasc...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Nuss, Sabine
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:German
Published: Bertz + Fischer 2010
Subjects:
COP
Online Access:https://prokla.de/index.php/PROKLA/article/view/405
Description
Summary:„Kopenhagen-Fiasko“, „Desaster Kopenhagen“, „Land unter in Kopenhagen“ – das waren die Schlagzeilen nach dem UN-Klimagipfel in Kopenhagen. Zwei Wochen lang verhandelten in der dänischen Hauptstadt im Dezember letzten Jahres 193 Vertragsstaaten darüber, wie ein neues völkerrechtlich bindendes Klimaschutz- Abkommen aussehen soll. Das alte, das sogenannte Kyoto-Protokoll, läuft 2012 aus. Unter anderem verpflichten sich die Industriestaaten darin, nur noch begrenzt klimaschädliches Treibhausgas in die Luft zu pusten (verglichen mit 1990 etwa fünf Prozent weniger). Das über allem stehende Ziel: Die Erderwärmung darf nicht mehr als zwei Grad über die Temperatur der vorindustriellen Zeit steigen. Das neue Abkommen, welches die Delegierten in Kopenhagen aushandeln wollten, sollte nicht einfach nur eine Fortschreibung des alten Kyoto-Protokolls sein, sondern es sollte auch weitergehende Maßnahmen und Verpflichtungen enthalten. Die Gründe dafür sind bekannt: Der Klimawandel schreitet schneller voran, als bisher angenommen. Auch die Folgen sind mittlerweile hinreichend apokalyptisch beschrieben: Abschmelzen der Polkappen, Steigen des Meeresspiegels, Dürren, Unwetter, Hungersnöte, Flüchtlingsströme, Kriege, etc. Der Klimawandel, so heißt es immer, komme als Problem nicht wirklich an bei den Menschen. Das Thema sei so „abstrakt“, so weit weg vom Alltag. Das mag vielleicht für den Bewohner von Halle, Heidelberg oder Hoffenheim gelten, für die Bewohner der Pazifikinsel Tuvalu ist „das Problem“ zum Greifen nah: Schreitet der Klimawandel voran, wird die Insel in einigen Jahren untergehen. Bereits in der ersten Woche der Konferenz probte Tuvalu einen aufsehenerregenden Aufstand. Der Inselstaat forderte, den Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur nicht auf maximal 2 Grad Celsius zu begrenzen, sondern auf 1,5 Grad. Unter Tränen appellierte der Insel-Delegierte im Plenarsaal an die versammelten Delegierten: „Unser Schicksal liegt in Ihren Händen“.