Die Dipteren-Fauna von Neuseeland als systematisches und tiergeographisches Problem.

1. Die bei Dipteren bekannten Verwandtschaftsgruppen, die einerseits in Australien und Neuseeland (oder in einem dieser beiden Gebiete), andererseits in Südamerika verbreitet sind, werden zusammengestellt. - 2. Es wird untersucht, welche Gründe die Annahme eines antarktischen Entwicklungszentrums od...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Hennig, Willi
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:German
Published: Senckenberg Deutsches Entomologisches Institut, Müncheberg 1960
Subjects:
Online Access:https://www.contributions-to-entomology.org/article/view/463
https://doi.org/10.21248/contrib.entomol.10.3-4.221-329
Description
Summary:1. Die bei Dipteren bekannten Verwandtschaftsgruppen, die einerseits in Australien und Neuseeland (oder in einem dieser beiden Gebiete), andererseits in Südamerika verbreitet sind, werden zusammengestellt. - 2. Es wird untersucht, welche Gründe die Annahme eines antarktischen Entwicklungszentrums oder eines antarktischen Verbindungsweges zwischen Australien, Neuseeland und Südamerika stützen könnten. Solche Gründe könnten vor allem in der systematischen Struktur der in beiden Gebieten verbreiteten Tiergruppen gefunden werden. - 3. Die systematische Durcharbeitung der in Australien/Neuseeland und in Südamerika verbreiteten Dipterengruppen hat bisher für keine dieser Gruppen ein Strukturbild geliefert, das als Beweis für ein antarktisches Entwicklungszentrum oder auch nur für einen antarktischen Verbindungsweg dienen könnte. Im besonderen gilt das auch für diejenigen Gruppen, die oft als Paradebeispiele für den besprochenen Verbreitungstypus genannt und als Beweis für eine frühere antarktische Landverbindung herangezogen werden. - 4. Andererseits kann die Möglichkeit, daß eine genauere systematische Durcharbeitung in Zukunft bei einigen Dipterengruppen solche Strukturbilder liefern könnte, nicht geleugnet werden. Auf diejenigen Dipterengruppen, bei denen eine solche Möglichkeit bestehen könnte, wird besonders hingewiesen. - 5. Die Verwandtschaftsbeziehungen der auf den antarktischen Inseln verbreiteten Dipteren werden untersucht. Keine von ihnen gehört einer Dipterengruppe an, die außerdem nur in Australien/Neuseeland (oder in einem dieser beiden Gebiete) und in Südamerika verbreitet ist. Andererseits sprechen die Verwandtschaftsbeziehungen einiger dieser antarktischen Arten dagegen, daß sie als postglaziale Einwanderer anzusehen sind. - 6. Ausgehend von der Überlegung, daß jede auf den Südkontinenten verbreitete Tiergruppe eine Schwestergruppe auf den Nordkontinenten haben muß, wird die Frage untersucht, welcher Zeitpunkt als Terminus post quem non für die Entstehung der Tiergruppen mit Verbreitung in Australien/Neuseeland und Südamerika angegeben werden kann. Als besonders vorsichtige Lösung wird die Grenze zwischen Alt- und Jungtertiär (d. h. zwischen Oligocän und Miocän) angegeben. Es dürfte aber keinen Fehler bedeuten, wenn in der phylogenetischen Systematik bzw. in Stammbaum-darstellungen die Zeit der Entstehung der Bernsteininklusen (d. h. spätestens Unter-oligocän) als Mindestalter der in Australien/Neuseeland und in Südamerika gleichzeitig verbreiteten Gruppen angenommen wird. 1. A compilation is given of all the known groups of Diptera which are distributed in Australia and New Zealand on the one hand and in South America on the other hand. - 2. Factors are studied which might support the assumption of an antarctic evolution centre or an antarctic migration route between Australia, New Zealand and South America. Such factors may especially be found in the systematic structure of the animal groups distributed in both these areals. - 3. Previous systematic study of the Dipterous groups distributed both in Australia/New Zealand and South America has proved unable to yield for any of these groups a pattern of phylogenetic relationships which could be regarded as an argument for an antarctic evolution centre or even an antarctic migration route. This holds good also for those groups frequently cited as paradigms of the type of distribution under discussion and ifced as proof of a former antarctic connection. - 4. On the other hand, the possibility cannot be denied that a more intimate study in some Dipterous groups might be able to yield such patterns of relationships. Those Dipterous groups in which such a possibility could exist are peculiarly referred to. - 5. The relationships of Diptera distributed over the antarctic islands are studied. None of them proved to belong to a Dipterous group which is in addition distributed only in Australia/New Zealand (or in one of these areals) and in South America. On the other hand the relationship of some of these antarctic species suggests that they should not be regarded as postglacial immigrants. - 6. Based upon the consideration that any animal group distributed over the Southern continents must have a sister group on the Northern continents the question is discus-sed which point of time can be fixed as terminus post quern non for the origin of animal groups distributed in Australia/New Zealand and South America. As an especially cautious solution there is stated the boundary between early and late tertiary (i. e. between oligocene and miocene). It might be, however, no mistake, if in phylogenetic systematics or genealogical trees the time of the origin of amber incluses (i. e. lower oligocene at the latest) is accepted as the lowest age of the groups simultaneously distributed in Australia/New Zealand and in South America.