Disruptivität, Transgressivität, Monstrosität

Monster wurden seit jeher als transgressive Wesen erkannt, deren hybride Körper Dinge kombinieren, die normalerweise streng getrennt sind: Gebildet aus menschlichen und tierischen Teilen, aus Natur und Kultur, operieren diese Körper am Schnittpunkt zwischen scheinbar entgegengesetzten Kräften. Doch...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Merkelbach, Rebecca
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:German
Published: Humboldt-Universität zu Berlin 2019
Subjects:
Online Access:http://edoc.hu-berlin.de/18452/21742
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:kobv:11-110-18452/21742-9
https://doi.org/10.18452/20988
Description
Summary:Monster wurden seit jeher als transgressive Wesen erkannt, deren hybride Körper Dinge kombinieren, die normalerweise streng getrennt sind: Gebildet aus menschlichen und tierischen Teilen, aus Natur und Kultur, operieren diese Körper am Schnittpunkt zwischen scheinbar entgegengesetzten Kräften. Doch sind es in den Isländersagas nicht die hybriden Körper, die im Vordergrund stehen, sondern gesellschaftlich transgressive und dadurch disruptive Verhaltensweisen. Dieser Artikel nimmt als seinen Ausgangspunkt Cohens Erklärung, dass Monster ein »third term that problematizes the clash of extremes« sind.1 Davon ausgehend, wird zum einen eine um Monstrosität erweiterte Theorie der Figur des Dritten entwickelt, und dieser Startpunkt zum anderen mit der spezifischen Form von Monstrosität verbunden, die man in den Íslendingasögur findet, und die auf sozialer Aktion und Interaktion basiert. Schlussendlich wird darauf eingegangen, was in den Räumen lauert, die das Monster als third term problematisiert und aufbricht: Fundamentale Ängste, die das Fortbestehen der isländischen Gesellschaft bedrohen, und die ihren Ausdruck in den Monstern der Isländersagas fanden. Monsters have always been recognised as transgressive boundary-walkers, whose hybrid bodies combine things that are normally kept separate: formed of human and animal parts, of nature and culture, they operate at the intersection of seemingly opposing forces. The Sagas of Icelanders, however, focus less on hybrid bodies, instead foregrounding socially transgressive and therefore disruptive actions. This article takes Cohen’s assertion that monsters are »a third term that problematizes the clash of extremes«2 as its starting point and develops this notion in two ways: on the one hand in relation to an expanded theory of the figure of the third that takes monstrosity into account, and on the other in connection to the specific kind of monstrosity found in the Íslendingasögur — a monstrosity based on social action and interaction. Ultimately, it discusses what haunts ...