Ein Vorstoß des Inlandeises in Westgrönland—Dokumentation des vorrückenden Eisrandes bei Søndre Strømfjord

Nachdem sich das Inlandeis im mittleren Westgrönland — seit einem Höchststand um die Jahrhundertwende — in den letzten Jahrzehnten ständig zurückgezogen hatte, mehren sich neuerdings im mittleren Westgrönland die Hinweise auf einen Vorstoß der Gletscher. Vor allem südlich des Ørkendals, bei Søndre S...

Full description

Bibliographic Details
Published in:E&G Quaternary Science Journal
Main Author: H. Scholz
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:German
English
Published: Copernicus Publications 1991
Subjects:
Online Access:https://doi.org/10.3285/eg.41.1.10
https://doaj.org/article/2e72361df1184f93911f3e1463ff2837
Description
Summary:Nachdem sich das Inlandeis im mittleren Westgrönland — seit einem Höchststand um die Jahrhundertwende — in den letzten Jahrzehnten ständig zurückgezogen hatte, mehren sich neuerdings im mittleren Westgrönland die Hinweise auf einen Vorstoß der Gletscher. Vor allem südlich des Ørkendals, bei Søndre Strømfjord, rückt das Eis seit einigen Jahren kräftig vor und hat ältere, vorgelagerte Wälle größtenteils schon überfahren. Dabei überwiegen heute erosive Prozesse am steilen Eisrand, die vor allem mit dem Abdrängen der peripheren Entwässerungssysteme zusammenhängen. An manchen Stellen schiebt der vorstoßende Gletscher die Vegetationsdecke ab, friert an der Oberfläche der freigelegten Permafrosttafel fest und beansprucht den überfahrenen, dauernd gefrorenen Untergrund so stark, daß noch mehr als 50 m vom Eis entfernt tiefe, wasserwegsame Spalten im Vorland aufreißen. Beobachtungen an einem vorrückenden Gletscher, der in mancher Hinsicht mit den glazialen Eisrändern Mitteleuropas vergleichbar ist, hat für die Interpretation eisrandnah entstandener Sedimente Bedeutung, etwa für die „Vorstoßschotter" im Alpenvorland.