Die indigene Bevölkerung Kanadas im Naturschutzprozess

In den vergangenen Jahrzehnten wurde den Anliegen der First Nations in Kanada ver-mehrte Aufmerksamkeit geschenkt. Auf Grund ihrer jahrtausendealten Verbindung mit dem Territorium und der spirituellen Bedeutung die sie der Natur zumessen, ist das In-volvieren dieser Bevölkerungsgruppe in Entscheidun...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Neumayer, Theresa
Format: Thesis
Language:German
Published: (:none) 2011
Subjects:
Online Access:https://dx.doi.org/10.25365/thesis.15095
https://othes.univie.ac.at/15095/
Description
Summary:In den vergangenen Jahrzehnten wurde den Anliegen der First Nations in Kanada ver-mehrte Aufmerksamkeit geschenkt. Auf Grund ihrer jahrtausendealten Verbindung mit dem Territorium und der spirituellen Bedeutung die sie der Natur zumessen, ist das In-volvieren dieser Bevölkerungsgruppe in Entscheidungsprozesse im Naturschutz und in der Landnutzungsdiskussion von großer Bedeutung. Im Gegensatz zur europäischen Vor-stellung von Land als Besitzgut und von Natur als etwas Separates von der menschlichen Kultur, war das indigene Verständnis seit jeher von einer holistischen Sichtweise und von einer untrennbaren Verbindung zur Umwelt geprägt. Diese beiden Vorstellungen, die unterschiedlicher nicht sein konnten, prallten bei der Kolonialisierung aufeinander, riefen Unverständnis hervor und verursachten vor allem auf Seiten der First Nations viel Leid. Die EuropäerInnen erfreuten sich an der beeindruckenden kanadischen Landschaft und stellten diese ohne Rücksicht auf die indigene Bevölkerung unter Schutz und beraubten sie damit ihrer Lebensgrundlage. In den 60er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nah-men Interessensgruppen der First Nations vermehrt Einfluss auf Entscheidungen im Na-turschutzprozess. DEARDEN und ROLLINS sprechen auch von der aboriginal period. Der westliche Naturschutzdiskurs wandelte sich von statisch-konservierenden Ansätzen, hin zu einem dynamischeren Paradigma, das Mensch und Natur nicht mehr als Dichotomie ansieht. Diese Entwicklungen im Naturschutzdiskurs führten auch zur Ausarbeitung von Konzepten und Leitlinien, die versuchen einen Rahmen zur Zusammenarbeit mit indigenen Be-völkerungsgruppen vorzugeben. In der Literatur werden dabei besonders das kooperative Management und das relativ rezente Konzept der Indigenous and Communitiy Conserved Areas beleuchtet. Der Stein Valley Nlaka’pamux Heritage Park ist ein Beispiel für eine derartige Kooperation von Regierung (BC Parks) und indigener Bevölkerung (Lytton First Nation). Es handelt sich dabei um die letzte Wasserscheide der Gegend, die von forstwirtschaftlicher Nutzung verschont blieb. Schon bereits vor offizieller Ernennung zum Schutzgebiet arbeiteten UmweltschützerInnen und First Nations intensiv zusammen, um die Abholzung des Gebietes zu verhindern. Heute wird der Park von beiden Trägern in Kooperation verwaltet.