Spätquartäre Seesysteme und Klimaentwicklung in Ostsibirien

Im Gesamtverständnis der spätquartären Klima- und Umweltgeschichte sind die ostsibirischen Periglazialräume noch unterrepräsentiert. Am Kältepol der Nordhemisphäre gelegen, reagiert diese Region der Extreme sensitiv auf Umweltschwankungen, wie die heutigen Änderungen der Permafrostdynamik und Geoöko...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Diekmann, Bernhard
Format: Conference Object
Language:unknown
Published: 2015
Subjects:
Online Access:https://epic.awi.de/id/eprint/44745/
https://hdl.handle.net/10013/epic.50985
Description
Summary:Im Gesamtverständnis der spätquartären Klima- und Umweltgeschichte sind die ostsibirischen Periglazialräume noch unterrepräsentiert. Am Kältepol der Nordhemisphäre gelegen, reagiert diese Region der Extreme sensitiv auf Umweltschwankungen, wie die heutigen Änderungen der Permafrostdynamik und Geoökologie belegen. Im Rahmen des mehrjährigen SibLake-Programms werden fossile Ablagerungen aus verschiedenen Seesystemen Ostsibiriens untersucht, um die Umweltgeschichte der letzten 50-Tausend Jahre zu rekonstruieren. Die untersuchten Seen decken arktische und subarktische Gefilde sowie den hochkontinentalen Raum Jakutiens bis zum maritim beeinflussten Gebiet der Kamtschatka-Halbinsel ab. Die Auswertung der Sedimente mit einem "Multi-Proxy"-Ansatz berücksichtigt sedimentologische, geochemische und mikropaläontologische Analysen. Die ältesten Seen des Untersuchungsgebietes füllen ehemalige proglaziale Becken im Werchojansker Gebirge und im Vorland des Stanovoy-Gebirges. Die sedimentäre Überlieferung deutet auf wiederholte Klimasprünge während der mittleren Weichsel-Eiszeit (50-30 ka v.h., russisch Karginsk) hin, wie sie in ähnlicher Weise in den Stadialen und Interstadialen der grönländischen Eiskerne dokumentiert sind. Das Spätweichsel (30 bis 15 ka v.h., russisch Sartan) war durch maximale Kälte und Trockenheit gekennzeichnet. Hochauflösende Aufzeichnungen der holozänen Klimavariabilität sind in den Sedimenten der weit verbreiteten Thermokarstseen Jakutiens und in jungen Seen auf der Halbinsel Kamtschatka überliefert. Sie dokumentieren ein regionales Klima-Optimum zwischen 7,0 und 4,5 ka v.h. Überlagert wird dieser langfristige klimatische Trend von kurzfristigeren Klimasprüngen auf hundertjährigen Zeitskalen, die sich insbesondere in zyklischen Schwankungen der Wasserführung zeigen. Verantwortlich dafür sind wahrscheinlich atmosphärische Schwingungsmuster, die auf interne Klimavariablität zurückzuführen sind. Zahlreiche Thermokarstseen zeigen allerdings Veränderungen in Reaktion auf komplexe Permafrostdynamik, die sich nur mittelbar als Klimasignale deuten lassen.