Klangwandel, in: Festival Odyssee Klima, Stadttheater Bremerhaven

Klangwandel - Der Lautstärkepegel in den Ozeanen der Erde steigt um etwa drei Dezibel pro Jahrzehnt an. Der natürliche akustische Hintergrund in den Tiefen der Meere wird dominiert von Wind, Regen, Wellen, Erdbeben, Eis und den Lautäußerungen vieler Meeresbewohner. Zu nehmender Schiffsverkehr, Rohst...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Kindermann, Lars
Format: Other/Unknown Material
Language:unknown
Published: Stadttheater Bremerhaven 2013
Subjects:
Online Access:https://epic.awi.de/id/eprint/34685/
http://www.stadttheaterbremerhaven.de/fileadmin/downloads/Odyssee_Klima_Ansicht_17-5-13_kl.pdf
https://hdl.handle.net/10013/epic.43107
Description
Summary:Klangwandel - Der Lautstärkepegel in den Ozeanen der Erde steigt um etwa drei Dezibel pro Jahrzehnt an. Der natürliche akustische Hintergrund in den Tiefen der Meere wird dominiert von Wind, Regen, Wellen, Erdbeben, Eis und den Lautäußerungen vieler Meeresbewohner. Zu nehmender Schiffsverkehr, Rohstoffexploration und -förderung, Offshore-Energiegewinnung und Bauarbeiten verursachen einen stetig wachsenden anthropogenen Anteil, der in intensiv genutzten Gebieten den natürlichen „Soundscape“ bereits vollständig übertönt. Wasser ist für Licht nur wenig durchlässig, ab 300 Meter Tiefe herrscht ewige Dunkelheit. Schall dagegen wird hervorragend übertragen: Die Rufe von Blauwalen tragen hunderte Kilometer weit, das Rumoren großer Eisberge umkreist die halbe Erde. Daher ist der Hörsinn für viele Meerestiere predominant bei Orientierung, Nahrungssuche und Kommunikation. Klar ist, dass extremer Lärm schon nach kurzer Zeit das Hören dauerhaft beeinträchtigen kann. Die langfristigen Wirkungen einer Dauerbeschallung auf niedrigerem Level sind in jedem Fall schwerer zu quantifizieren, aber es gibt Anzeichen, dass die damit einhergehende „Maskierung“ leiser Signale und somit die Verminderung der Hörweite nicht ohne Folgen bleibt. Woher stammt der globale Anstieg der Lautstärke im Einzelnen? Ist er allein menschlicher Technik direkt zuzurechnen, hat er auch natürliche Ursachen oder wird er durch den Klimawandel befördert, der stärkere Winde, mehr Wellen, Regen und Eisberge zur Folge hat? Ein einfaches Experiment könnte die Antwort geben: 24 Stunden lang stellt die Menschheit den Schiffsverkehr und alle industriellen und militärischen Aktivitäten im Ozean ein. Nach einem Tag sind alle Geräusche verhallt und man kann den natürlichen Hintergrund messen. Auf einer UNESCO Tagung 2011 wurden die Kosten dieses „Quiet Ocean Experiments“ für die Weltwirtschaft auf etwa 10.000.000.000 $ geschätzt – und nach anderen, kostengünstigeren Methoden gesucht, die entsprechende Antworten liefern, wie zum Beispiel Schallmessungen unter den Schelfeisen der Antarktis, den vermutlich leisesten Orten der Welt. Und eine weitere Frage wurde in den Raum gestellt: Seit langem sieht man besonders schöne Landschaften der Erde als Menschheitserbe an und ihr Erhalt wird in möglichst ursprünglicher Form gefordert. Sind die eindrucksvollen „Soundscapes“ der Ozeane, die Gesänge der Wale, nicht auch ein solches schützenswertes Weltnaturerbe, das es allein seiner Schönheit und immensen Faszination wegen ungestört zu bewahren gilt?