Ertrags- und Einnahmeverluste bei Dorsch, Hering und Sprotte durch Unterfischung von Dorsch in der östlichen Ostsee.

Kurzfassung: Aus dem aktuellen WGBFAS-Bericht des ICES geht hervor, dass Nahrungsmangel in der östlichen Ostsee Kümmerwachstum und damit einen Verlust an Produktivität bei Dorsch verursacht. Dieser Zustand, zunächst unbemerkt, verschlimmert sich seit etwa 30 Jahren. Hungernde Bestände müssen unbedin...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Bethke, Eckhard
Format: Book
Language:German
Published: Eckhard Bethke 2019
Subjects:
Online Access:http://aquaticcommons.org/26922/
https://www.ssrn.com/index.cfm/en/
http://aquaticcommons.org/26922/1/Ertragsverluste%20bei%20Dorsch,%20Hering%20und%20Sprott%2020191107.pdf
Description
Summary:Kurzfassung: Aus dem aktuellen WGBFAS-Bericht des ICES geht hervor, dass Nahrungsmangel in der östlichen Ostsee Kümmerwachstum und damit einen Verlust an Produktivität bei Dorsch verursacht. Dieser Zustand, zunächst unbemerkt, verschlimmert sich seit etwa 30 Jahren. Hungernde Bestände müssen unbedingt vermieden werden, denn, nur der über den Grundbedarf hinausgehende Anteil der assimilierten Nahrung, wird für das Wachstum eingesetzt. Eine Reduktion der Bestandsgröße ist erforderlich! Der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) hat jedoch die Schließung der Fischerei auf Dorsch empfohlen. Betrachten wir die Fischerei durch die Brille der Aquakultur, stellen wir fest, dass diese Empfehlung kritisch hinterfragt werden muss. Nutzt man den „gemästeten“ Dorschbestand nicht ausreichend, werden mögliche Erträge ebenfalls nicht realisiert. Zusätzlich zu diesem Verlust verliert man das zur Mast eingesetzte Futter. Denn, als Alternative zur Dorschmast wären Erträge aus der Fischerei auf Hering und Sprotten möglich. Im Gegensatz dazu verursacht die Überfischung des Dorschbestandes zwar Ertragseinbußen, eröffnet aber gleichzeitig erweiterte Fangmöglichkeiten auf die Futterfischbestände. Die Überarbeitung der verwendeten Bestandsmodelle und die Hinwendung vom Einartenansatz über den Ökosystemansatz, hin zu Ansätzen, die Ökonomie und Ökologie vereinen, sind notwendig. Vergleicht man die Futterkosten mit den späteren Erlösen wird klar, dass bei der Mast von Dorsch über einer Körpermasse von etwa 1 kg mehr Geld in der alternativen Futterfisch-Fischerei verloren wird, als bei der Fischerei auf Dorsch gewonnen wird. Ein reflexartig geforderter Bestandsschutz verursachte in den vergangenen Jahrzehnten geringe Wachstumsraten bei Dorsch durch Unterfischung in der östlichen Ostsee und damit einen Rückgang der Produktivität auch bei anderen Arten. Man kann keine ertragreiche Fischerei auf Dorsch, Hering und Sprotten erwarten, wenn man einen hungernden Dorschbestand duldet. Um nun aber größere Dorsche fangen zu können, muss die Zahl der Rekruten ausreichend gering sein. Wir wissen es aus unserem Kleingarten. Wenn wir die Radieschenreihen nicht ausdünnen, können wir nur kleine Radieschen ernten. Das Gleiche gilt für den Kabeljau in der Ostsee. Wenn wir die Zahl der Rekruten nicht frühzeitig reduzieren, werden wir immer kleinen Kabeljau zu unattraktiven Preisen fangen. You can find the English version of the manuscript here: https://ssrn.com/abstract=3419758 Abstract: The latest ICES WGBFAS report shows that food shortages in the eastern Baltic Sea are causing poor growth and thus a loss of cod productivity. This situation, initially unnoticed, has been worsening for about 30 years. It is essential to avoid starving stocks, because only the part of assimilated food that exceeds basic needs is used for growth. A reduction of the stock size is necessary! However, the International Council for the Exploration of the Sea (ICES) has recommended the closure of the cod fishery. If we look at fishing through the eyes of aquaculture, we see that this recommendation must be questioned critically. If the "fattened" cod stock is not used sufficiently, potential yields will not be realised either. In addition to this loss, the feed used for fattening is also lost. Because, as an alternative to cod fattening, yields from fishing for herring and sprat would be possible. In contrast, overfishing of the cod stock may result in a loss of yield, but at the same time it opens up greater fishing opportunities for forage fish stocks. A revision of the stock models used and a shift from the one-species approach via the ecosystem approach to approaches that combine economy and ecology are necessary. If one compares the feed costs with the later revenues, it becomes clear that when fattening cod beyond a body mass of about 1 kg more money is lost in the alternative forage-fish fishery than is gained when fishing for cod. A reflex-like demand for stock protection has caused low growth rates for cod in recent decades due to underfishing in the eastern Baltic Sea and thus a decline in productivity for other species as well. You cannot expect high-yield fishing for cod, herring and sprat if you tolerate a starving cod population. In order to catch larger cod, however, the number of recruits must be sufficiently low. We know this from our allotment garden. If we don't thin out the rows of radishes, we can only harvest small radishes. The same applies to cod in the Baltic Sea. If we do not reduce the number of recruits beforehand, we will always catch small cod at unattractive prices.