Die Mikrobenmatte – das kleinste Ökosystem der Welt

Abstract Unter Mikrobenmatten versteht man im allgemeinen Bakteriengesellschaften aus phototrophen Mikroorganismen. Darüber hinaus gibt es aber auch Matten, in denen Arten der chemotrophen Bakteriengattungen Beggiatoa und Thioploca oder auch Pilze dominieren. Der Ausdruck „Matte”︁ bezieht sich auf e...

Full description

Bibliographic Details
Published in:Biologie in unserer Zeit
Main Authors: Karsten, Ulf, Kühl, Michael
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:English
Published: Wiley 1996
Subjects:
Online Access:http://dx.doi.org/10.1002/biuz.19960260104
https://api.wiley.com/onlinelibrary/tdm/v1/articles/10.1002%2Fbiuz.19960260104
https://onlinelibrary.wiley.com/doi/pdf/10.1002/biuz.19960260104
Description
Summary:Abstract Unter Mikrobenmatten versteht man im allgemeinen Bakteriengesellschaften aus phototrophen Mikroorganismen. Darüber hinaus gibt es aber auch Matten, in denen Arten der chemotrophen Bakteriengattungen Beggiatoa und Thioploca oder auch Pilze dominieren. Der Ausdruck „Matte”︁ bezieht sich auf ein zusammenhängendes, geschichtetes, mit organischer Materie angereichertes System, das solche Lebensgemeinschaften auf festen Oberflächen von Böden, Felsen und aquatischen Sedimenten bilden [1]. Die verschiedenen Mikroorganismengruppen leben miteinander in einem „mikroskopischen Dschungel”︁ (Abbildung 3) von sehr geringer Größe, häufig nur von wenigen Mikrometern bis Millimetern. Sie beeinflussen und prägen durch physikalische und biologisch‐chemische Barrieren sowie durch ihren Stoffwechsel maßgeblich die Unterlage, auf der sie wachsen [3, 9 und darin zitierte Literatur]. Die Mikroorganismen durchwuchern diese mit einzelligen und fädigen Formen und scheiden häufig festigende, „klebrige”︁ Substanzen aus. Die mechanische Stabilität von Mikrobenmatten, welche Ausdehnungen von vielen Quadratkilometern erreichen können (zum Beispiel in der Antarktis oder an Mangrovenstandorten), ist beachtlich [4]. Man findet sie von den Polargebieten bis zu den Tropen in allen Lebensräumen der Erde. Typische Standorte sind hypersaline Seen und Lagunen (Salinen), Gewässer in der Antarktis, saure und alkalische Seen, heiße Quellen, Wüsten, Tiefseesedimente oder auch das offene Sandwatt und die Gezeitenzone der Ostfriesischen Inseln (Beispiele siehe Abbildungen 2 bis 9) [1]. Einen aus physiologischer Sicht sehr interessanten Lebensraum stellen reine Salzkrusten in Salzgewinnungsanlagen beispielsweise in Guerrero Negro in Baja California, Mexiko oder am Toten Meer in Israel dar. Diese Salzkrusten bestehen zu mehr als 25% aus Gipskristallen (CaSO 4 ), und die hier lebenden Mikroorganismen liegen „eingepökelt”︁ und dennoch metabolisch aktiv in der Gipsmatrix (Abbildung 1) [14]. In tropischen Zonen und in Mangrovenwäldern sind Wachstum der ...