Die Kannibalen : erste europäische Bilder der Indianer, von Kolumbus bis Montaigne

Wenn Kolumbus die ersten Indianer beschreibt, so unterschtreicht er deren Schönheit, projiziert aber die Vorstellung der Antike auf die peripheren Völker und assoziiert die Bezeichnung der „caniba“ mit Anthropophagie. In der Folge entwickelt sich die Debatte um die Anthropophagie und deren moralisch...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Jurt, Joseph
Other Authors: Fludernik, Monika
Format: Article in Journal/Newspaper
Language:German
Published: 2002
Subjects:
Online Access:https://freidok.uni-freiburg.de/data/489
https://nbn-resolving.org/urn:nbn:de:bsz:25-freidok-4890
https://freidok.uni-freiburg.de/dnb/download/489
Description
Summary:Wenn Kolumbus die ersten Indianer beschreibt, so unterschtreicht er deren Schönheit, projiziert aber die Vorstellung der Antike auf die peripheren Völker und assoziiert die Bezeichnung der „caniba“ mit Anthropophagie. In der Folge entwickelt sich die Debatte um die Anthropophagie und deren moralische und kulturelle Interpretation, so im Reisebericht André Thevets „Singularités de la France antarctique“ (1557), der die Anthropophagie durch einen kulturellen Code (ein Ritual) bestimmt sieht, der nicht dem Naturinstinkt gehorcht. Auch Jean de Léry unterscheidet in seinem „Voyage fait en la terre du Brésil“ (1578) zwischen guter und schlechter Anthropophagie. In Montaignes Essai „Des Cannibales“ (1580) findet sich eine neue Qualität des Indianer-Bildes : der reine Naturzustand wird der pervertierten Zivilisation entgegengestellt. Die indianische Gesellschaft scheint den Menschen mit der Natur zu versöhnen.