Wirtsassoziation von Hantaviren in Deutschland

Hantaviren sind weltweit verbreitet und können beim Menschen zu zwei unterschiedlichen Erkrankungen führen. So treten in Asien und Europa das hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) und in Amerika das Hantavirus-assoziierte kardiopulmonale Syndrom (HCPS) auf. Seit dem Jahr 2001 besteht in D...

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Bibliographic Details
Main Author: Drewes, Stephan
Other Authors: Ulrich, Rainer, Rang, A.
Format: Thesis
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Published: 2012
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Drewes, Stephan
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description Hantaviren sind weltweit verbreitet und können beim Menschen zu zwei unterschiedlichen Erkrankungen führen. So treten in Asien und Europa das hämorrhagische Fieber mit renalem Syndrom (HFRS) und in Amerika das Hantavirus-assoziierte kardiopulmonale Syndrom (HCPS) auf. Seit dem Jahr 2001 besteht in Deutschland eine Meldepflicht für Hantaviruserkrankungen des Menschen. Zunächst lag die Anzahl bei maximal 250 gemeldeten Fällen pro Jahr. In den Jahren 2005, 2007, 2010 und 2012 wurde ein Anstieg der humanen Fallzahlen verzeichnet, welcher im Jahr 2010 mit ca. 2.000 gemeldeten Erkrankungen einen vorläufigen Höhepunkt erreichte. Dafür war das von der Rötelmaus (Myodes glareolus) übertragene Puumalavirus (PUUV) verantwortlich. Daneben kommen in Deutschland noch mindestens zwei weitere Hantavirusspezies vor. Das Dobrava-Belgrad-Virus (DOBV) ist mit der Brandmaus (Apodemus agrarius) als Reservoirwirt assoziiert und löst milde bis moderate Verläufe des HFRS aus. Das Tulavirus (TULV) ist für den Menschen dagegen vermutlich niedrig oder nicht pathogen und wird von der Feldmaus (Microtus arvalis) und wahrscheinlich auch von der Erdmaus (Microtus agrestis) übertragen. Ziel dieser Arbeit war es, die regionale Verbreitung der oben genannten Hantavirusspezies in den entsprechenden Wirten zu bestimmen und durch Untersuchungen in unterschiedlichen sympatrisch vorkommenden Nagetierarten die Wirtsspezifität und Häufigkeit von Spillover-Infektionen zu erfassen. Dazu wurden von den Kooperationspartnern des Netzwerkes „Nagetierübertragene Pathogene“ insgesamt 1059 Nagetiere von 19 Fangorten in den Bundesländern Baden-Württemberg, Berlin, Bremen, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Mecklenburg-Vorpommern und Thüringen zur Verfügung gestellt. In der vorliegenden Arbeit konnten durch das initiale serologische Screening virusspezifische Antikörper gegen die drei untersuchten Hantavirusspezies nachgewiesen werden. So waren Rötelmäuse von Fangorten in den PUUVEndemiegebieten Niedersachsen (6 %) und Nordrhein-Westfalen (19 %) serologisch reaktiv gegen diese Virusspezies. Von Tieren aus den anderen Bundesländern, inklusive Baden-Württemberg, konnten dagegen keine positiven Befunde erhoben werden. Der fehlende Nachweis von PUUV-reaktiven Antikörpern in Rötelmäusen aus Baden-Württemberg verdeutlicht eine inhomogene Verteilung dieses Virus innerhalb Deutschlands. Der serologische Nachweis des DOBV beschränkte sich auf das Verbreitungsgebiet des natürlichen Reservoirs, die Brandmaus. Demnach waren in Mecklenburg-Vorpommern 36,4 % und in Thüringen 21,4 % der untersuchten Reservoirwirte reaktiv. Da in Deutschland ausschließlich die bei Brandmäusen vorkommende DOBV-Aa-Linie verbreitet ist, könnte es sich bei den serologisch positiven Gelbhalsmäusen (Apodemus flavicollis) und Waldmäusen (Apodemus sylvaticus) aus Bremen (n=1), Niedersachsen (2,3 %), Mecklenburg-Vorpommern (8,5 %) und Thüringen (12,8 %) möglicherweise um Spillover-Infektionen dieser DOBV-Linie handeln. Des Weiteren waren im TULV-IgG-ELISA 25 % der aus Mecklenburg-Vorpommern und 6 % der aus Thüringen stammenden Feldmäuse reaktiv. Bei den untersuchten Erdmäusen waren 15,5 % der Tiere aus dem Bundesland Thüringen serologisch positiv. Insgesamt waren bei allen untersuchten Nicht-Reservoirwirten, die einer anderen Gattung als der natürliche Wirt angehören, weder für PUUV und DOBV noch bei TULV Spillover-Infektionen nachweisbar. Demzufolge bestätigen die Ergebnisse dieser Arbeit die strenge Wirtsspezifität von PUUV und DOBV sowie das breitere Wirtsspektrum des TULV. [.]
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