Die Brustflosse des Grönlandswales (Balaena mysticetus L.)
Das Studium der Brustflosse des Grönlandswales hat zu Fragen von allgemeinerem Interesse geführt. Ihre kurze und breite Form sowie ihre anscheinende Fünffingerigkeit, die ausserdem nur noch beim südlichen Glattwal (Balaena australis) vorkommt, liess sie ursprünglicher erscheinen als die schlankere u...
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ftnaturalis:oai:naturalis:504209 2023-05-15T15:36:00+02:00 Die Brustflosse des Grönlandswales (Balaena mysticetus L.) Kükenthal, W. 1922 application/pdf http://www.repository.naturalis.nl/record/504209 http://www.repository.naturalis.nl/document/547860 unknown http://www.repository.naturalis.nl/record/504209 http://www.repository.naturalis.nl/document/547860 (c) Naturalis Bijdragen tot de Dierkunde (0067-8546) vol.22 (1922) nr.1 p.59 Article / Letter to the editor 1922 ftnaturalis 2022-09-01T06:22:14Z Das Studium der Brustflosse des Grönlandswales hat zu Fragen von allgemeinerem Interesse geführt. Ihre kurze und breite Form sowie ihre anscheinende Fünffingerigkeit, die ausserdem nur noch beim südlichen Glattwal (Balaena australis) vorkommt, liess sie ursprünglicher erscheinen als die schlankere und durchweg vierfingerige Brustflosse aller übrigen Bartenwale, bei denen also ein Finger verloren gegangen sein muss. Auch die Entscheidung darüber, welcher Finger verschwunden ist, war leicht gefällt, ist doch beim Grönlandswal der „Daumen” bereits ein rudimentäres Gebilde. So kam man zu dem Schlusse, dass es der erste Finger ist, der allen anderen Bartenwalen fehlt. Es war daher keine geringe Ueberraschung, als ich 1890 an den Brustflossen eines Embryo vom Finwal (Balaenoptera physalus L.) zwischen den beiden mittleren Fingern, gleichweit von jedem entfernt, einen Knorpelstab entdeckte, der aus drei bis vier Phalangen bestand, von der gleichen leicht eingeschnürten Sanduhrform, wie sie für die Bartenwale charakteristisch ist. Die Deutung dieses Gebildes als rudimentärer Finger war unabweisbar, und der Umstand, dass das Interstitium, in dessen distalem Teile er lag, von zwei Aesten des Nervus medianus versorgt wurde, die benachbarten nur von einem, schien mir ein vollgültiger Beweis dafür, dass es nicht der Daumen, sondern der Mittelfinger ist, der bei den Bartenwalen verloren gegangen ist. Der rudimentäre Mittelfinger ist bis jetzt in 9 Fällen und zwar sowohl beim erwachsenen Finwal wie auch bei Embryonen verschiedenster Grösse aufgefunden worden, stets gleichweit von den beiden benachbarten Fingern entfernt, und niemals in irgend welcher Verbindung mit einem von beiden. Von einer sekundären Abspaltung, wie sie bei manchen Zahnwalen in Erscheinung tritt, kann also keine Rede sein. Letztere von M. BRAUN (1907) und dann von seinem Schüler A. KUNZE (1912) vertretene Auffassung habe ich vor kurzer Zeit eingehend zurückgewiesen (1921) und gezeigt, dass die bei Zahnwalen entstandenen Neubildungen mit dem Fingerrudiment ... Article in Journal/Newspaper Balaena mysticetus Balaenoptera physalus Naturalis Digital Academic Repository (National Museum of Natural History in the Netherlands) |
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Naturalis Digital Academic Repository (National Museum of Natural History in the Netherlands) |
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Das Studium der Brustflosse des Grönlandswales hat zu Fragen von allgemeinerem Interesse geführt. Ihre kurze und breite Form sowie ihre anscheinende Fünffingerigkeit, die ausserdem nur noch beim südlichen Glattwal (Balaena australis) vorkommt, liess sie ursprünglicher erscheinen als die schlankere und durchweg vierfingerige Brustflosse aller übrigen Bartenwale, bei denen also ein Finger verloren gegangen sein muss. Auch die Entscheidung darüber, welcher Finger verschwunden ist, war leicht gefällt, ist doch beim Grönlandswal der „Daumen” bereits ein rudimentäres Gebilde. So kam man zu dem Schlusse, dass es der erste Finger ist, der allen anderen Bartenwalen fehlt. Es war daher keine geringe Ueberraschung, als ich 1890 an den Brustflossen eines Embryo vom Finwal (Balaenoptera physalus L.) zwischen den beiden mittleren Fingern, gleichweit von jedem entfernt, einen Knorpelstab entdeckte, der aus drei bis vier Phalangen bestand, von der gleichen leicht eingeschnürten Sanduhrform, wie sie für die Bartenwale charakteristisch ist. Die Deutung dieses Gebildes als rudimentärer Finger war unabweisbar, und der Umstand, dass das Interstitium, in dessen distalem Teile er lag, von zwei Aesten des Nervus medianus versorgt wurde, die benachbarten nur von einem, schien mir ein vollgültiger Beweis dafür, dass es nicht der Daumen, sondern der Mittelfinger ist, der bei den Bartenwalen verloren gegangen ist. Der rudimentäre Mittelfinger ist bis jetzt in 9 Fällen und zwar sowohl beim erwachsenen Finwal wie auch bei Embryonen verschiedenster Grösse aufgefunden worden, stets gleichweit von den beiden benachbarten Fingern entfernt, und niemals in irgend welcher Verbindung mit einem von beiden. Von einer sekundären Abspaltung, wie sie bei manchen Zahnwalen in Erscheinung tritt, kann also keine Rede sein. Letztere von M. BRAUN (1907) und dann von seinem Schüler A. KUNZE (1912) vertretene Auffassung habe ich vor kurzer Zeit eingehend zurückgewiesen (1921) und gezeigt, dass die bei Zahnwalen entstandenen Neubildungen mit dem Fingerrudiment ... |
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