How to take care of the plants that feed the world?
Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive zum Zweck der Herstellung globaler Ernährungssicherheit durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Die damit einhergehende Ind...
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Deutsche Gesellschaft für Soziologie e.V.
2021
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ftdgessoziologie:oai:ojs.pkp.sfu.ca:article/1294 2023-05-15T15:25:11+02:00 How to take care of the plants that feed the world? von Verschuer, Franziska 2021-06-10 application/pdf https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2020/article/view/1294 deu ger Deutsche Gesellschaft für Soziologie e.V. https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2020/article/view/1294/1565 https://publikationen.soziologie.de/index.php/kongressband_2020/article/view/1294 Copyright (c) 2021 Gesellschaft unter Spannung. Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020 http://creativecommons.org/licenses/by-nc/4.0 CC-BY-NC Gesellschaft unter Spannung. Verhandlungen des 40. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 2020; Bd. 40 (2021): Gesellschaft unter Spannung 2367-4504 info:eu-repo/semantics/article info:eu-repo/semantics/publishedVersion 2021 ftdgessoziologie 2022-02-24T10:16:41Z Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive zum Zweck der Herstellung globaler Ernährungssicherheit durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Die damit einhergehende Industrialisierung und Homogenisierung landwirtschaftlicher Produktion leistete jedoch auch einem Verlust pflanzengenetischer Vielfalt Vorschub, der bald zum globalen ökologischen Problem wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erhob daraufhin die Konservierung von Agrobiodiversität in Saatgutbanken zu ihrer Kernstrategie gegen die sogenannte „genetische Erosion“. Der vorliegende Beitrag untersucht die internationale Saatgutbank auf der arktischen Insel Spitzbergen, die heute als Knotenpunkt der globalen Anstrengungen zur Verfügbarmachung landwirtschaftlicher Nutzpflanzenvielfalt für die Zukunft gelten kann. Sie unterscheidet sich von anderen Saatgutbanken dadurch, dass sie als Backup-Speicher für Sicherheitskopien des in den Genbanken der Welt konservierten Saatguts dient. Im „ewigen Eis“ bewahrt, sollen die als unschätzbar wertvoll geltenden Ressourcen gegen eine Vielzahl von Risiken rückversichert werden, denen die Sammlungen in aller Welt ausgesetzt sind. In einem Vortrag zum zwölfjährigen Jubiläum des arktischen Saatgutspeichers im Jahr 2020 brachte ein Vertreter der FAO das fürsorgende Selbstverständnis der Bewahrer*innen der globalen landwirtschaftlichen Biodiversität auf den Punkt: „Taking Care of the Plants that Feed the World”. Dieses Selbstverständnis stellt der Beitrag auf den Prüfstand, in dem die Frage erörtert wird, inwiefern Saatgutkonservierung als Praxis der Sorge begriffen werden kann, worauf sich die Sorge- und Konservierungsbemühungen letzten Endes richten und welche performativen Wirkungen dies für un/mögliche Zukünfte hat. Dem zugrunde liegt eine technoökologische Perspektive auf die Frage, wie Relationen zwischen Menschen und ihren nicht-menschlichen Mitwelten in technowissenschaftlichen Praktiken in Kraft gesetzt werden. Wie die untrennbar verwobene Geschichte der Gefährdung und Konservierung von Agrobiodiversität veranschaulicht, sind ökologische Probleme, die zur Gefahr für menschliches Leben werden, eng mit der Gefährdung von Ökosystemen durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben. Während Konservierungsmaßnahmen auf den ersten Blick den Eindruck eines reaktiven Unter-Kontrolle-Bringens erwecken, zeigt der Beitrag eine Verschränktheit von Natur und Kultur im Design des arktischen Saatgutspeichers auf, die nicht nur anerkannt, sondern auch nutzbar gemacht wird. Dies macht ein Verhältnis zu Natur und Zukunft im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung erkennbar, dessen Potenziale und Grenzen genauer in den Blick genommen werden. Article in Journal/Newspaper Arktis* Spitzbergen DGS - Deutsche Gesellschaft für Soziologie - Open Access-Publikationen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie Sorge ENVELOPE(-67.694,-67.694,-67.181,-67.181) |
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Mitte des 20. Jahrhunderts wurde im Zuge westlicher Entwicklungspolitik in einigen Ländern des Globalen Südens eine landwirtschaftliche Modernisierungsoffensive zum Zweck der Herstellung globaler Ernährungssicherheit durchgeführt, die als „grüne Revolution“ bekannt wurde. Die damit einhergehende Industrialisierung und Homogenisierung landwirtschaftlicher Produktion leistete jedoch auch einem Verlust pflanzengenetischer Vielfalt Vorschub, der bald zum globalen ökologischen Problem wurde. Die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) erhob daraufhin die Konservierung von Agrobiodiversität in Saatgutbanken zu ihrer Kernstrategie gegen die sogenannte „genetische Erosion“. Der vorliegende Beitrag untersucht die internationale Saatgutbank auf der arktischen Insel Spitzbergen, die heute als Knotenpunkt der globalen Anstrengungen zur Verfügbarmachung landwirtschaftlicher Nutzpflanzenvielfalt für die Zukunft gelten kann. Sie unterscheidet sich von anderen Saatgutbanken dadurch, dass sie als Backup-Speicher für Sicherheitskopien des in den Genbanken der Welt konservierten Saatguts dient. Im „ewigen Eis“ bewahrt, sollen die als unschätzbar wertvoll geltenden Ressourcen gegen eine Vielzahl von Risiken rückversichert werden, denen die Sammlungen in aller Welt ausgesetzt sind. In einem Vortrag zum zwölfjährigen Jubiläum des arktischen Saatgutspeichers im Jahr 2020 brachte ein Vertreter der FAO das fürsorgende Selbstverständnis der Bewahrer*innen der globalen landwirtschaftlichen Biodiversität auf den Punkt: „Taking Care of the Plants that Feed the World”. Dieses Selbstverständnis stellt der Beitrag auf den Prüfstand, in dem die Frage erörtert wird, inwiefern Saatgutkonservierung als Praxis der Sorge begriffen werden kann, worauf sich die Sorge- und Konservierungsbemühungen letzten Endes richten und welche performativen Wirkungen dies für un/mögliche Zukünfte hat. Dem zugrunde liegt eine technoökologische Perspektive auf die Frage, wie Relationen zwischen Menschen und ihren nicht-menschlichen Mitwelten in technowissenschaftlichen Praktiken in Kraft gesetzt werden. Wie die untrennbar verwobene Geschichte der Gefährdung und Konservierung von Agrobiodiversität veranschaulicht, sind ökologische Probleme, die zur Gefahr für menschliches Leben werden, eng mit der Gefährdung von Ökosystemen durch (bestimmte) menschliche Kultur(en) verwoben. Während Konservierungsmaßnahmen auf den ersten Blick den Eindruck eines reaktiven Unter-Kontrolle-Bringens erwecken, zeigt der Beitrag eine Verschränktheit von Natur und Kultur im Design des arktischen Saatgutspeichers auf, die nicht nur anerkannt, sondern auch nutzbar gemacht wird. Dies macht ein Verhältnis zu Natur und Zukunft im Spannungsfeld zwischen Sorge und Regierung erkennbar, dessen Potenziale und Grenzen genauer in den Blick genommen werden. |
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