Von Nordeuropa nach Südindien: Vergleichspraktiken auf dem Feld des Rechts in frühneuzeitlichen Kontaktzonen

Das Paper befasst sich mit Vergleichspraktiken auf dem Feld des Rechts in frühneuzeitlichen Kontaktzonen. Es wird davon ausgegangen, dass Akteure, Normen, Institutionen und Verfahren in der Situation rechtlicher Vielfalt miteinander in Beziehung gesetzt werden mussten, um eine interkulturelle Rechts...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Becker, Andreas, Dönecke, Anna Luise, Flüchter, Antje
Format: Text
Language:unknown
Published: Universität Bielefeld 2020
Subjects:
900
Online Access:https://dx.doi.org/10.4119/unibi/2943900
https://pub.uni-bielefeld.de/record/2943900
Description
Summary:Das Paper befasst sich mit Vergleichspraktiken auf dem Feld des Rechts in frühneuzeitlichen Kontaktzonen. Es wird davon ausgegangen, dass Akteure, Normen, Institutionen und Verfahren in der Situation rechtlicher Vielfalt miteinander in Beziehung gesetzt werden mussten, um eine interkulturelle Rechtsprechung zu etablieren. Dies geschah, so die These, durch Praktiken des Vergleichens. Untersucht wird dieser Zusammenhang anhand der Lappmarken im Gebiet der schwedischen Krone und der französischen Handelsniederlassung im südindischen Pondichéry. Erstens fragen wir, wie die ‚fremden‘ Rechtsordnungen wahrgenommen und mithilfe von Vergleichspraktiken eingeordnet wurden. Es zeigt sich, dass die verwendeten tertia denen des Diskurses über Gewohnheitsrecht in Europa ähnelten. Die Akteure führten vor allem selbstreferentielle Vergleiche durch, durch die samische wie tamilische Phänomene als vergleichbar und „rechtlich“ konzipiert wurden. Zweitens blicken wir auf die produktive Kraft solcher inklusiv eurozentrischer Vergleichspraktiken: Diese führten zur Entstehung transkultureller Institutionen, die sich entsprechend als Effekte von Vergleichspraktiken verstehen lassen, und waren ein wesentlicher Faktor für die Etablierung eines verflochtenen Rechtsfeldes in den Kontaktzonen. : This paper focuses on practices of comparing on the legal field in early modern contact zones. It assumes that in the legally plural situation and in order to establish a functioning intercultural jurisdiction, the different legal actors, norms, and institutions had to be brought into relation to one another. This was effected by practices of comparing, as we argue on the basis of an examination of the ‘Lappmarken’ in Northern Sweden and of the French rule in Pondichéry in Southern India. First, we analyze the perception of the ‘other’ legal order: The tertia used by the actors resembled those of the debates about European customary law. They foremost compared Sami and Tamil phenomena in a self-referential manner and in doing so, constructed them as comparable and as belonging to the legal sphere. Secondly, we focus on the productive dimension of such inclusive Eurocentric practices of comparing: They resulted in transcultural institutions as effects of these practices and were a crucial factor in the creation of an entangled jurisdictional field. : **Ergänzender Hinweis zu den Creative Commons Lizenzen** "Creative Commons license terms for re-use do not apply to any content (such as graphs, figures, photos, excerpts, etc.) not original to the Open Access publication and further permission may be required from the rights holder. The obligation to research and clear permission lies solely with the party re-using the material."