Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen

Im Plotnikovagebiet westlich von Petropavlovsk,Süd-Kamtschatka, lassen sich mindestens zwei Talmoränenkomplexe (M1 und M2) mit dazugehörigen Terrassensystemen nachweisen. Die älteren sogenannten M1-Moränen reichen bis auf ca. 300 m ü. M. herab; sie haben weiche, verwaschene Konturen. Die jüngeren M...

Full description

Bibliographic Details
Main Authors: Zech, Wolfgang, Bäumler, Rupert, Savoskul, Oksana, Sauer, Gerlinde
Format: Text
Language:German
Published: Geozon Science Media 1996
Subjects:
Sog
Online Access:https://dx.doi.org/10.23689/fidgeo-1415
https://e-docs.geo-leo.de/handle/11858/00-1735-0000-0001-BA78-0
id ftdatacite:10.23689/fidgeo-1415
record_format openpolar
spelling ftdatacite:10.23689/fidgeo-1415 2023-05-15T16:59:41+02:00 Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen Zech, Wolfgang Bäumler, Rupert Savoskul, Oksana Sauer, Gerlinde 1996 https://dx.doi.org/10.23689/fidgeo-1415 https://e-docs.geo-leo.de/handle/11858/00-1735-0000-0001-BA78-0 de ger Geozon Science Media Text Article article-journal ScholarlyArticle 1996 ftdatacite https://doi.org/10.23689/fidgeo-1415 2021-11-05T12:55:41Z Im Plotnikovagebiet westlich von Petropavlovsk,Süd-Kamtschatka, lassen sich mindestens zwei Talmoränenkomplexe (M1 und M2) mit dazugehörigen Terrassensystemen nachweisen. Die älteren sogenannten M1-Moränen reichen bis auf ca. 300 m ü. M. herab; sie haben weiche, verwaschene Konturen. Die jüngeren M2-Moränen schließen sich ab etwa 350 - 450 m an; ihr Relief ist unruhig, reich an Toteislöchern und Wallformen. Die Böden dieser Moränen und der korrespondierenden T1- bzw. T2-Terrassen unterscheiden sich bezüglich Verwitterung und Verbraunung nur geringfügig. So weisen die M1- bzw. T1-Böden kräftigere Kryoturbationen auf sowie deutlichere Verwitterungsrinden am Bodenskelett. Jedoch fehlen Hinweise auf eine interglaziale Überprägung z. B. In Form tonreicher Unterbodenhorizonte. Alle Böden weisen außerdem 3-4 Tephralagen auf, die auf folgende Eruptionen zurückgeführt werden können: Tephra 1 = Opala, 1400-1500 a BP; Tephra 2 = Ksudach 1, 1700-1800 a BP; Tephra 3 = Ksudach 2 = 6000 a BP; Tephra 4 = Kuril Lake Il'inskay, 7600-7700 a BP (BRAITSEVA et al. 1992). Wir nehmen deshalb an, daß die M1-Moränen nicht ins Mittelpleistozän, sondern ins Spätpleistozän einzuordnen sind, und kein Interglazial sie von den M2-Moränen trennt. Vielmehr lassen die Befunde vermuten, daß die M1-Moränen während einer frühen Phase des Spätpleistozäns, die M2-Moränen während einer späteren Periode des Spätpleistozäns abgelagert wurden. Dieses Ergebnis macht wahrscheinlich, daß in Kamtschatka, im Gegensatz zu Mitteleuropa, die Gletscher in einer früheren Phase des Spätpleistozäns (vergleichbar dem Frühwürm) weiter ins Tal vorgestoßen sind, als während der später folgenden Perioden. Tephrachronologische Untersuchungen einer Bodensequenz auf Stirnmoränen von 350-1000 m ü. M. im Topolovajatal ergeben, daß diese bis ca. 930 m ü. M. stets Tephra 1, 2, 3 und 4 aufweisen und damit älter als 7600/7700 Jahre BP sind, also zu hoch- und spätglazialen, evtl. auch frühholozänen Gletschervorstößen gehören. Erst die Stirnmoränen in ca. 980 m zeigen lediglich Tephra 1 und 2; sie sind somit älter als 1700/1800 Jahre BP, aber jünger als 6000 Jahre BP. Vermutlich korrelieren sie mit mittelholozänen Eisvorstößen. In ca. 1000 m Höhe liegen zwei weitere frische Wallmoränen mit initialer Bodenbildung, die nach den lichenometrischen Befunden während der sog. „kleinen Eiszeit" gebildet wurden. Tephralagen treten nicht mehr auf. : research Text Kamtschatka DataCite Metadata Store (German National Library of Science and Technology) Opala ENVELOPE(156.491,156.491,51.930,51.930) Petropavlovsk ENVELOPE(158.626,158.626,53.067,53.067) Sog ENVELOPE(-20.972,-20.972,63.993,63.993)
institution Open Polar
collection DataCite Metadata Store (German National Library of Science and Technology)
op_collection_id ftdatacite
language German
description Im Plotnikovagebiet westlich von Petropavlovsk,Süd-Kamtschatka, lassen sich mindestens zwei Talmoränenkomplexe (M1 und M2) mit dazugehörigen Terrassensystemen nachweisen. Die älteren sogenannten M1-Moränen reichen bis auf ca. 300 m ü. M. herab; sie haben weiche, verwaschene Konturen. Die jüngeren M2-Moränen schließen sich ab etwa 350 - 450 m an; ihr Relief ist unruhig, reich an Toteislöchern und Wallformen. Die Böden dieser Moränen und der korrespondierenden T1- bzw. T2-Terrassen unterscheiden sich bezüglich Verwitterung und Verbraunung nur geringfügig. So weisen die M1- bzw. T1-Böden kräftigere Kryoturbationen auf sowie deutlichere Verwitterungsrinden am Bodenskelett. Jedoch fehlen Hinweise auf eine interglaziale Überprägung z. B. In Form tonreicher Unterbodenhorizonte. Alle Böden weisen außerdem 3-4 Tephralagen auf, die auf folgende Eruptionen zurückgeführt werden können: Tephra 1 = Opala, 1400-1500 a BP; Tephra 2 = Ksudach 1, 1700-1800 a BP; Tephra 3 = Ksudach 2 = 6000 a BP; Tephra 4 = Kuril Lake Il'inskay, 7600-7700 a BP (BRAITSEVA et al. 1992). Wir nehmen deshalb an, daß die M1-Moränen nicht ins Mittelpleistozän, sondern ins Spätpleistozän einzuordnen sind, und kein Interglazial sie von den M2-Moränen trennt. Vielmehr lassen die Befunde vermuten, daß die M1-Moränen während einer frühen Phase des Spätpleistozäns, die M2-Moränen während einer späteren Periode des Spätpleistozäns abgelagert wurden. Dieses Ergebnis macht wahrscheinlich, daß in Kamtschatka, im Gegensatz zu Mitteleuropa, die Gletscher in einer früheren Phase des Spätpleistozäns (vergleichbar dem Frühwürm) weiter ins Tal vorgestoßen sind, als während der später folgenden Perioden. Tephrachronologische Untersuchungen einer Bodensequenz auf Stirnmoränen von 350-1000 m ü. M. im Topolovajatal ergeben, daß diese bis ca. 930 m ü. M. stets Tephra 1, 2, 3 und 4 aufweisen und damit älter als 7600/7700 Jahre BP sind, also zu hoch- und spätglazialen, evtl. auch frühholozänen Gletschervorstößen gehören. Erst die Stirnmoränen in ca. 980 m zeigen lediglich Tephra 1 und 2; sie sind somit älter als 1700/1800 Jahre BP, aber jünger als 6000 Jahre BP. Vermutlich korrelieren sie mit mittelholozänen Eisvorstößen. In ca. 1000 m Höhe liegen zwei weitere frische Wallmoränen mit initialer Bodenbildung, die nach den lichenometrischen Befunden während der sog. „kleinen Eiszeit" gebildet wurden. Tephralagen treten nicht mehr auf. : research
format Text
author Zech, Wolfgang
Bäumler, Rupert
Savoskul, Oksana
Sauer, Gerlinde
spellingShingle Zech, Wolfgang
Bäumler, Rupert
Savoskul, Oksana
Sauer, Gerlinde
Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen
author_facet Zech, Wolfgang
Bäumler, Rupert
Savoskul, Oksana
Sauer, Gerlinde
author_sort Zech, Wolfgang
title Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen
title_short Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen
title_full Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen
title_fullStr Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen
title_full_unstemmed Zur Problematik der pleistozänen und holozänen Vergletschernung Süd-Kamtschatkas – erste Ergebnisse bodengeographischer Untersuchungen
title_sort zur problematik der pleistozänen und holozänen vergletschernung süd-kamtschatkas – erste ergebnisse bodengeographischer untersuchungen
publisher Geozon Science Media
publishDate 1996
url https://dx.doi.org/10.23689/fidgeo-1415
https://e-docs.geo-leo.de/handle/11858/00-1735-0000-0001-BA78-0
long_lat ENVELOPE(156.491,156.491,51.930,51.930)
ENVELOPE(158.626,158.626,53.067,53.067)
ENVELOPE(-20.972,-20.972,63.993,63.993)
geographic Opala
Petropavlovsk
Sog
geographic_facet Opala
Petropavlovsk
Sog
genre Kamtschatka
genre_facet Kamtschatka
op_doi https://doi.org/10.23689/fidgeo-1415
_version_ 1766052006033620992