Röntgenologische Untersuchung zur Osteochondrosis dissecans an Fessel-, Sprung- und Kniegelenken bei 85 Dülmener Wildpferden : Radiologic examination of the fetlock, hock and stifle joints of 85 Dülmener wild horses

Die „Osteochondrosis dissecans“ (OCD) ist eine seit ca. 50 Jahren in der Pferdemedizin bekannte Gliedmaßenerkrankung. Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die OCD ist eine Störung multifaktoriellen Ursprungs, die bis heute noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Einfluss haben ernährungs-, haltu...

Full description

Bibliographic Details
Main Author: Beckmann, Simone
Format: Thesis
Language:unknown
Published: Freie Universität Berlin 2011
Subjects:
Online Access:https://dx.doi.org/10.17169/refubium-7070
https://refubium.fu-berlin.de/handle/fub188/2869
Description
Summary:Die „Osteochondrosis dissecans“ (OCD) ist eine seit ca. 50 Jahren in der Pferdemedizin bekannte Gliedmaßenerkrankung. Sie gewinnt immer mehr an Bedeutung. Die OCD ist eine Störung multifaktoriellen Ursprungs, die bis heute noch nicht eindeutig geklärt werden konnte. Einfluss haben ernährungs-, haltungs- und managementbedingte Faktoren, sowie auch genetische Komponenten spielen eine maßgebliche Rolle auf die Entwicklung der OCD. Bei einer „Osteochondrosis dissecans“ handelt es sich um eine spezielle Form der Osteochondrose, bei der sich ein Knochen- bzw. Knorpelfragment bildet, welches mit dem Knochen in Verbindung steht oder sich frei im Gelenk bewegen kann. OCD kommt bei Warmblut-, Vollblut-, Kaltblut- und Trabrennpferden vor. Die Gelenkerkrankung OCD stellt ein wirtschaftliches Problem dar: zum einen führt es zu finanziellen Verlusten im Hinblick auf Eigenleistung und Gewinngelder, zum anderen ist auch der Handel von Pferden, die röntgenologische Veränderungen im Sinne der „Osteochondrosis dissecans“ zeigen, von Absatzschwierigkeiten und Mindereinnahmen betroffen. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit wurden 85 männliche Dülmener Wildpferde radiologisch untersucht. Diese Pferde durften bis zu ihrem ersten Lebensjahr, im Besitz des Herzogs von Croÿ, im Merfelder Bruch, Dülmen, weitestgehend unter ihren primitiven Lebensbedingungen aufwachsen: ohne jeglichen menschlichen Eingriff in ihren natürlichen Lebensraum, ohne Auswahlkriterien für Zuchttiere zur Rassenerhaltung bzw. zur Erlangung eines bestimmten Zuchtzieles. Von tierärztlichen Behandlungen, wie Impfungen, Verabreichung von Antipararsitika, Versorgung von Verletzungen oder Geburtshilfe wird strikt abgesehen. Von jedem der ausgewählten 85 Dülmener Wildpferde, dessen Lebensalter zum Untersuchungszeitpunkt zwischen einem Jahr und maximal fünf Jahren lag, wurden 10 Röntgenaufnahmen angefertigt (4 x Zehe, 90°-Aufnahme; 4 x Sprunggelenk, je 70° und 110°-Aufnahmen; 2 x Kniegelenk, 90°-Aufnahme). Demgegenüber wurden archivierte Röntgenaufnahmen (Fessel-, Sprung- und Kniegelenke) der Rasse des Islandpferdes beurteilt bzw. Kniegelenkbilder dieser Rasse angefertigt, um eine Kontrollgruppe zu erstellen, da bei dieser Rasse das Zuchtgeschehen, die Zuchtziele, die Aufzucht- und Haltungsbedingungen der meisten Islandpferde denen der Dülmener Wildpferde ähnlich sind. Zielsetzung dieser Arbeit war es, das Auftreten bzw. die Häufigkeit der Gliedmaßenerkrankung „Osteochondrosis dissecans“ bei dieser einzigartigen natur belassenen Wildpferderasse „Dülmener Wildpferde“ zu ermitteln und einen Vergleich mit der aus Islandpferden bestehenden Kontrollgruppe sowie mit bisherigen OCD-Studien aufzustellen. Es konnte bewiesen werden, dass keines dieser 85 untersuchten Dülmener Wildpferde eine „Osteochondrosis dissecans“ in Fessel-, Sprung- oder Kniegelenke zeigte. Bei den Fesselgelenk-Archivbildern (n=238) der Rasse des Islandpferdes wurde eine OCD-Häufigkeit von 0,840% festgestellt. Für das Sprunggelenk (n=381) konnte bei einem Tier eine Veränderung im Sinne der OCD (0,262%) diagnostiziert werden. OCD´s konnten in den Kniegelenken (n=72) der Islandpferde nicht gefunden werden. Wird die prozentuale Verteilung der „Osteochondrosis dissecans“ beim Warmblutpferd betrachtet, so ist festzuhalten, dass das Fesselgelenk eine Befundhäufigkeit von 10% aufweist, die Sprunggelenke erkranken zu 16% und die Kniegelenke sind zu 5-8% betroffen (HERTSCH, 2009 1). Der Vergleich dieses 0%-OCD-Ergebnisses der Dülmener Wildpferde mit den OCDBefunden anderer Pferderassen zeigte, dass es immens wichtig ist, die ursprünglichen Rassen zu erhalten, „dessen Erbgut vielleicht eines Tages von Nöten sein wird, um die überzüchteten Hauspferdebestände des Menschen mit dem natürlichen Erbgut in seiner ganzen Fülle „aufzubessern““ (Herzog von Croÿ`sche Verwaltung, 2009). Großer Dank gilt der Familie von Croÿ und dessen Traditionsbewusstsein, dass diese für den Natur- und Artenschutz so kostbare und einzigartige Dülmener Wildpferdherde noch heute existieren darf. : For approximately 50 years “Osteochondrosis dissecans” (OCD) has been a known disease of the equine musculo-skeletal system which gains more and more attention. The origin of this dysfunction is multifactorial and up to present days causes have not clearly been identified. Different influential factors, such as nutrition, husbandry and management, but also genetics play a main role in the development of OCD. “Osteochondrosis dissecans” is a particular kind of osteochondrosis which is defined by isolated bone or cartilage fragments which may be attached to the bone or free floating. OCD has been detected in warmblood, thoroughbreds, draft horses and trotters. As a joint associated disease, OCD presents a substantial economic problem: on the one hand it leads to financial losses in regard to performance and life time earnings, but on the other hand it also affects the trade of these horses which show radiologic changes due to OCD. In the present study 85 male Dülmener wild horses were examinated radiologically. During the first year of their lives, these horses - owned by the duke of Croÿ at the Merfelder Bruch, Dülmen (Germany) - were kept under primitive conditions without human interference into their natural habitat. Neither was there any kind of human selection of broodmares and stallions to preserve the breed or achieve a certain breeding goal. Nor did these horses receive any veterinary treatment or medication like vaccinations, anthelmintics, birth assistance or treatment of injuries. 10 radiographs (including 4x fetlock joints (90°), 4x hock joints (2x 70°; 2x 110°), 2x stifle joints )90°) were performed of each of these 85 Dülmener wild horses, which aged between one and five years of age at the time of examination. Futhermore archived and customized radiographs of a group of Iceland horses were evaluated to serve as a control group. The reason for selecting Iceland horses as a control group is the fact that this breed is quiet similar to the Dülmener wild horses in terms of breeding goals and habits, as well as raising and husbandry conditions. The objective of this study was to detect the ocurance and frequency of OCD within this unique and natural Dülmener wild horses breed and its comparison to former studies and the control group of Iceland horses. It has been proved that none of these 85 examined Dülmener wild horses showed signs of OCD at fetlock, hock and stifle joints. Archieved fetlock radiographs (n=238) of the control group presented an OCD-frequency of 0,840% (for the breed of Iceland horses). Concerning the hock joints (n=381) one Iceland horse was diagnosed with changes due to OCD. No signs of OCD were found in the stifle joints (n=72) of the control group. The percentage distribution of OCD in warmblood breeds shows an incidence of 10% for the fetlock joint, 16% for the hock joint and 5-8% for the stifle joint (HERTSCH, 2009). Comparing this 0%-OCD result of Dülmener wild horses to the OCD frequency of other horse breeds emphasizes the importance of preserving natural breeds and their genetics which one day may be necessary to refresh the genetics of our “overbreed” domestic horse breeds. The author would like to thank the family of von Croÿ for their awareness of traditions and for preserving this unique and invaluable breed of Dülmener wild horses.